Eröffnung der Ausstellung "Antifeminismus - eine politische Agenda" | ein Bericht

Am 04.07.2024 wurde die Ausstellung "Antifeminismus - eine politische Agenda" im NS-Dokumentationszentrum in Köln eröffnet und ist nun bis Anfang Februar als Wechselausstellung im Gewölbe zu sehen.

 

Ein paar Eindrücke zum Eröffnungsabend finden Sie hier:

Foto: Jörn Neumann

Ausstellungseröffnung „Antifeminismus - eine politische Agenda“ am 04. Juli 2024

ein Bericht von Lena Baulig

 

„Feminismus wird nicht mehr gebraucht!“ Diese Behauptung ist immer wieder von Antifeminist*innen zu hören. Damit lehnen sie Feminismus in Gänze ab und gehen sogar noch weiter: Antifeministische Akteur*innen verfolgen die politische Agenda, Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen zu beschränken und zu verhindern.

Erstmalig in einem größeren Umfang mit dem Fokus auf den bundesdeutschen Kontext wurde das Thema Antifeminismus als Ausstellung aufbereitet. Konzipiert wurde diese durch „Spotlight – Antifeminismus erkennen und begegnen“ einem Projekt der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz e.V. und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Eröffnet wurde die Wechselausstellung „Antifeminismus - eine politische Agenda“ im NS-Dokumentationszentrum in Köln am Donnerstag, den 04. Juli 2024.

Die Bedeutung und Aktualität des Themas sowie das große öffentliche Interesse spiegelten sich in der Zahl der Anwesenden bei der Eröffnung wider. Zusätzlich zum eigentlichen Veranstaltungsraum wurde die Eröffnung in einem weiteren Raum für die zahlreichen Gäste videoübertragen.

Den Auftakt machte Dr. Henning Borggräfe, Direktor des NS-Dokumentationszentrums. In seiner Begrüßung betonte er die Aktualität der Thematik, die sich beispielsweise in antifeministischen Aktionen wie dem „Marsch für das Leben“ im Jahr 2023 in Köln zeigte. Auch verwies er darauf, dass ein solcher „Marsch“ für das Jahr 2024 erneut angemeldet wurde. Die Wechselausstellung passe aber auch aufgrund der historischen Kontinuität des Themas und der Ausrichtung des NS-DOK gut ins Haus. Schließlich befänden sich antifeministische Akteursgruppen oft auch in extrem rechten Spektren.

Dies griff in ihrem anschließenden Videogrußwort auch Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, auf. Mit eindringlichen Worten betonte sie die Bedrohung, die von antifeministischen Akteur*innen ausgehe. So sprach Josefine Paul nicht nur über die Gefahr für Demokratie und Politik, sondern auch über die alltäglichen antifeministischen Übergriffe abseits der Plenarsäle.

Foto: Jörn Neumann

Anschließend folgte die inhaltliche Einführung durch das Kurator*innenteam mit Julia Haas (Spotlight) und Ilja Gold (NS-DOK). Zu Beginn regten Quizfragen aus der Ausstellung wie, ab wann Frauen in der Bundesrepublik ein eigenes Konto (ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes) eröffnen durften, zum gemeinsamen Nachdenken und Austausch an. Während die Antworten an diesem Punkt der Veranstaltung nicht verraten wurden, will ich sie Ihnen hier nicht vorenthalten. Die richtige Antwort lautet 1962.

Das Quiz finden Sie in der Themeninsel „Verhinderung von Mitbestimmung und politischer Teilhabe“ der Ausstellung. Neben dieser gibt es noch drei weitere Themeninseln in der Ausstellung, die Ilja Gold vorstellte: „Verhinderung von körperlicher, sexueller und reproduktiver Selbstbestimmung“, „Queerfeindlichkeit“ und „Antifeminismus als Bestandteil extrem rechter Ideologie“. Zu den jeweiligen Themen bieten die Ausstellung verschiedene Zugänge: Texte, Hörbeiträge, Videos und Objekte – aber auch interaktive Angebote, durch die die Besucher*innen mit der Ausstellung und ihren Inhalten in Kontakt kommen können. Im zusätzlichen Raum „Gewalt als Werkzeug“ werden darüber hinaus verschiedene Gewaltformen expliziter behandelt. Dabei können die Besuchenden durch die Abtrennung selbst darüber entscheiden, ob sie eintreten möchten oder nicht.

Nach einer inhaltlichen Einführung von Julia Haas in den Themenkomplex Antifeminismus, bedankte sich das Kurator*innenteam bei allen Mitwirkenden.

 

Im Anschluss gingen alle Anwesenden gemeinsam in Richtung des Ausstellungs-Standorts – dem Gewölbe. Einige machten im Foyer bei Getränken und Gesprächen Halt. Die Resonanz der Besuchenden war sehr positiv und insbesondere die interaktiven Stationen und das Ausstellungsdesign fanden Anklang. Die verschiedenen Themeninseln der Ausstellung sorgten aber auch für nachdenkliche Momente und Diskussionen. Das Ziel der Ausstellung – Impulse für eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema Antifeminismus zu geben – schien an diesem Abend gelungen.

Foto: Jörn Neumann

Sieben Monate lang, bis zum 02. Februar 2025, wird die Wechselausstellung im Gewölbe des NS-DOK zu sehen sein. Darüber hinaus werden vier Veranstaltungen die Ausstellung in einem spannenden Rahmenprogramm ergänzen:

 

>> Donnerstag, 05. September 2024, 19 Uhr

          Vortrag und Diskussion

Umkämpfte Geschlechterverhältnisse – Der lange Schatten des Antifeminismus

Rebekka Blum, Evangelische Hochschule Freiburg

In Kooperation mit dem Kölner Frauengeschichtsverein e.V.


 


>> Donnerstag, 31. Oktober 2024, 19 Uhr

Podiumsgespräch

Göttliche Ordnung?!
Das antifeministische Weltbild christlicher Fundamentalist*innen

Judith Goetz, Forschungsgruppe Ideologien und
Politiken der Ungleichheit (FIPU)
Carla Ostermeyer, Universität Innsbruck
Verein fundamental frei


 


                                     

>> Donnerstag, 05. Dezember 2024, 19 Uhr
          Vortrag und Diskussion

Antimoderner Abwehrkampf - zum Zusammenhang von Antisemitismus und Antifeminismus
Melanie Hermann, promoviert an der Leibniz Universität zu Hannover, gefördert durch das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
2025


 


>> Donnerstag, 16. Januar 2025, 19 Uhr
          Podiumsgespräch

Antifeminismus im Kontext Bildungsarbeit: Berichte aus der Praxis
Tobias Spiegelberg, Detox Identity
Laura Sasse, Dissens – Bildung und Forschung e.V. und
Verbundprojekt Antifeminismus begegnen – Demokratie stärken
Laura Ballaschk, Projekt MIAU! Migrant*innen aktiv unterwegs bei
La Red e.V.